"Frühling"

Bezirkspartei Andelfingen

Die Natur lässt sich nicht beirren. Erste Frühlingstage bringen auch im Unterland Sonne und angenehme Temperaturen. Schneeglöckchen, Krokusse und Primeln spriessen. Der Spaziergang im Freien vermittelt Normalität. Einige Momente, die vergessen lassen, dass uns die behördlichen Vorschriften wegen der Pandemie noch fest im Griff haben. Und manch einem fällt die Decke im Home-Office auf den Kopf.

Die Einschränkungen zeigen Wirkung, die Ansteckungszahlen sinken, parallel dazu sinken die Ersparnisse der Wirte, falls es überhaupt noch welche hat. Es sinkt die Moral der Menschen, denen seit Dezember jede Form des Ausgehens verwehrt ist. Und es steigen die Zahlen der Erwerbslosen, es steigt die Angst derer, die in Kurzarbeit sind, ob es nicht doch bald zu einer Kündigung kommt. Das Lichtlein am Ende des Tunnels, dass die Läden, Museen und Zoos in einer Woche wieder offen sein werden, ist schwach. Darüber hängt das Damoklesschwert, dass nicht nachzuvollziehen ist, welche Kriterien die Behörden anwenden, um Öffnungen zu beschliessen und welche zusätzlichen Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie effektiv Wirkung zeigen. Geht es nach dem Bundesrat, bleiben die Restaurants noch weitere 5 Wochen geschlossen.

Und auch dann sollen nur die Aussenterrassen offen sein. Mit dem Effekt, dass diese Betriebe nicht kostendeckend arbeiten können und zu allem Elend auch noch die finanzielle Unterstützung verlieren. Ganz aus dem Fokus gefallen sind die Marktfahrer und Anbieter von Carfahrten. Gerade für Letztere wird es viele Monate dauern bis sie wieder Gruppenausflügler an die näher und ferner gelegenen Ausflugsorte fahren werden.

Einigermassen enttäuschend ist, wie die Testoffensive des Bundesrates in den Kantonen versandet. Enttäuschend ist auch, dass es nicht genügend Impfdosen gibt und dass die Vorhandenen einigermassen schleppend vorabreicht werden, sodass die Kantonsärzte heute schon davon ausgehen, dass das Impfziel im Juni, 70 Prozent der Impfwilligen zu versorgen, nicht erreicht werden kann. Das gilt nicht zuletzt für den Kanton Zürich, der die Idee mobiler Impfequipen als «nicht prioritär» verwirft. Der Aufbau von Impfzentren ist aufwändig, bedingt Anfahrtszeiten. Es ist nicht nachzuvollziehen, weshalb man sich dem Aufbau mobiler Einheiten verschliesst.

Während der Kanton Graubünden alles daran setzt, sein Skiterrassen offen zu halten und eine konsequente Teststrategie fährt, reisen die Zürcherinnen und Zürcher ungetestet und kaum geimpft in die Berge. Das muss sich ändern. Zwar können Schulen, Kindertagesstätten und Altersheime sich für serielle Tests anmelden. Leider wehren sich zahlreiche Eltern und zum Teil auch Lehrpersonen, daran teilzunehmen.

Hier tut Aufklärung Not, hier ist einmal mehr Eigenverantwortung gefragt. Wer diese für sich privat wahrnehmen will und sich auf der Website des Kantons anmelden möchte, strandet jedoch im Wirrwarr der Links. Die Termine im Impfzentrum Zürich sind ausgebucht, die Empfehlung verweist auf die Website der Gesundheitsdirektion, wo man sich erneut verliert. Eine Anmeldung ist, im Unterschied zum Kanton Aargau nicht möglich.

Vor dieser Situation ist es nicht verwunderlich, dass immer mehr Menschen das Vertrauen in die Behörden verlieren und damit sinkt auch die Beachtung der persönlichen Schutzmassnahmen.

 

Martin Farner, Kantonsrat FDP