Ist das geologische Tiefenlager Sache des Weinlandes?

In einem partizipativen Prozess mit den betroffenen Behörden, der Bevölkerung und Interessengemeinschaften werden in den Themen Sicherheit, wirtschaftliche regionale Entwicklung und Infrastruktur in den Regionen östlich des Juras, nördlich der Lägern und im Zürcherischen Weinland optimale Abläufe und Bedingungen diskutiert, falls das vorgesehene Tiefenlager des Bundes in der jeweiligen Region realisiert werden sollte. Mit dem ASR, Ankündigung Standort für Rahmenbewilligungsgesuch, wird die NAGRA im Herbst bekannt geben, welchen Standort sie bevorzugt und für eine «nukleare Baubewilligung» vorbereitet.

Sollte das geologische Tiefenlager gTL tatsächlich im Weinland zur Verwirklichung gelangen, werden zur Realisation Bauleute und Spezialisten anreisen. Viele werden ihre Familien mitnehmen und hier kurz- oder langfristig Wohnsitz nehmen. Die Gemeindevertreter im Weinland haben sich schon seit geraumer Zeit Gedanken darüber gemacht, wie eine solche Baustelle im Speziellen und mit etwa 1000 zusätzlichen Bewohnern im Bezirk die Infrastrukturen der Gemeinden belasten wird: Wasser, Abwasser, Elektrizität, Feuerwehr, Einkaufsmöglichkeiten, medizinische Versorgung, öffentlicher Verkehr… Die Liste ist hier nicht abschliessend. 1000 zusätzliche Einwohner sind wie ein zusätzliches Dorf im Bezirk Andelfingen während der Bauzeit.

Sollte das gTL hier zustande kommen, erwarten wir von den Betreibern der AKWs als Entsorgungspflichtige und dem Bund ein materielles und finanzielles Entgegenkommen, damit wir längerfristig und nachhaltig davon profitieren können. Die Weinländer Gemeinden werden schon heute durch das mögliche gTL in ihren Investitionsplanungen beeinflusst. So werden Überlegungen, wie zum Beispiel bei den anstehenden Sanierungen der Kläranlagen oder dem Strassennetz mit der Option gTL im Weinland, sogar stark davon beeinflusst. Natürlich sind die benachbarten Regionen ebenfalls daran interessiert, ein möglichst grosses Stück Kuchen von den Abgeltungen und Entschädigungen abzukommen, obschon die unangenehmen Seiten der Baustelle und der Betrieb der Infrastrukturen für das gTL ausschliesslich auf Boden des Weinlandes zu finden sein werden.

Die Ankündigung zum Standort für das Rahmenbewilligungsgesuch ASR wird wie bereits erwähnt im Herbst erwartet. Dann entscheidet es sich auch, wer von den drei noch verbleibenden Standorten zum Geeignetsten auserkoren wird. Zwei der drei Regionen werden ihre Arbeiten und Bemühungen nach dem Entscheid zum ASR ad Acta legen dürfen. Und wir wissen dann, ob das gTL das Weinland weiterhin in der Entwicklung und Gestaltung beeinflussen wird. Falls der sicherste Ort für die Entsorgung der nuklearen Abfälle tatsächlich bei uns ist, dann werden wir uns auch hörbar dafür einsetzen, dass die wirtschaftliche, regionale und ökologische Entwicklung weiterhin stattfinden darf.

 

Walter Staub, FDP Flaach